Als Tempelprostitution wird die geschlechtliche Hingabe von Priesterinnen oder Priestern, häufig in
heiligen Hochzeiten, bezeichnet, die ursprünglich als Teil der Verehrung der göttlichen
Lebenskraft, vor allem in Form von Göttinnen personalisiert, erfolgte. Mit dem Niedergang der
matriarchalen Lebensformen infolge der Durchsetzung
patriarchaler Weltdeutungen seit etwa mehr als dreitausend Jahren, gerieten auch die zur Verehrung der göttlichen Lebenskraft und der Göttinnen geübten rituellen Handlungen, in deren Mittelpunk die geschlechtliche Hingabe der an den
Sakralakten Beteiligten stand, in Verruf. So wie vor allem die Priesterinnen als
Tempelhuren diffamiert wurden, wurde ihr Liebesdienst mit der
Prostitution, also der geschlechtlichen Hingabe allein zur Erlangung wirtschaftlicher Vorteile, gleichgesetzt. Dies war eine Konsequenz der Machtübernahme durch das Patriarchat und seiner Entartung zur
Phallokratie, in dem die zuvor dominierende stark auf die weibliche
Gebärkraft abstellende Weltdeutung durch das männliche Herrschaftsprinzip ersetzt wurde. Sie war eine Folge der mittels der Durchsetzung der Schrift und der sich hieraus ergebenden Verschriftlichung der Welt sich erheblich ausweitenden
gesellschaftlich begründeten Lebensformen. Diese beruhen darauf, dass die an ihrem Entstehen beteiligten Menschen die zugrundeliegende
Information getreu umsetzen und am vorgesehenen Ort zur vorgesehenen Zeit das Vorgesehene tun. Die Möglichkeiten hierfür wurden durch die
Verschriftlichung infolge der eröffneten höheren
Abstraktionsgrade, die sich gerade bei der Informationsverbreitung und -verarbeitung auswirken, massiv erweitert. Dem konnte die über viele tausende bis jahrzehntausende Jahre herrschende am Kreislauf des natürlichen Lebens orientierte matrilineare Weltsicht nicht standhalten. Die Göttinnen und ebenso die Frauen -in ihrer göttlichen Verbundenheit durch ihren das Leben gerierenden Schoß- wurden entzaubert und die Frauen wurden in die männliche Knechtschaft genommen, sie galten künftig nur noch so viel, wie sie den männlichen Bedürfnissen wert waren. Mit einer eisernen Moral griffen die Männer auf deren Schoß zur Sicherung der eigenen Vermehrung zu, die Frauen wurden weggesperrt, verhangen, in ihrer Würde wie auch in ihrer Rechtsfähigkeit beschränkt. Die
Sexualität, die Frauen und Männer in
Lust und
Liebe so lange Zeit gleichberechtigt verbunden hatte und das göttliche Wirken im Leben hatte erfahren lassen, wurde zu einem Unwert, ihr Genuss auf das zur Vermehrung Unvermeidbare beschränkt und galt im Übrigen als Schande. Hier rührt der Schmutz her, den viele heute mit ihr verbinden. Die heiligen Handlungen zur Verehrung der Göttinnen wurden zur Prostitution abgewertet und die heiligen Priesterinnen zu Huren erklärt. Hieraus entstand die überwiegend lustfeindliche Moral vor allem der christlichen Religionen, die tatsächlich den Machtanspruch der Männer auf die Frauen sicherstellen soll. Denn der Mann konnte sich -bislang- im Gegensatz zur weiblichen Mutterschaft seiner
Vaterschaft nur sicher sein, wenn er jeden anderen Mann vom Schoß seiner Frauen ausschloss. So entstand, nicht nur im Bereich der christlichen Religionen, ein nahezu perfektes System zur Unterwerfung, Beherrschung und Instrumentalisierung (zum Zwecke der Vermehrung) der Frauen, das bis heute in weiten Teilen der Welt noch besteht. Nicht selten sind die Frauen selbst die militantesten Verfechter ihrer Unfreiheit, wie sich gerade am Beispiel der Prostitution zeigt, die besonders durch Frauen bekämpft wird. Doch tatsächlich sind es allein männliche Bedürfnisse, die die Prostitution als verwerflich erscheinen lassen. Denn sie macht nur Sinn vor dem Hintergrund der den Frauen genommenen Freiheit, über ihren Schoß zu entscheiden. Dies kann, wenn es auch versucht wurde, durch ein vom Mann ihr angelegter metallener Keuschheitsgürtel nicht gewährleistet werden, aber durch einen ethischen Keuschheitsgürtel, der entsprechend dem männlichen Willen den weiblichen Schoß verschließt. Die Prostitution durchbricht wie ein Streikbrecher diese Barriere, deswegen ist wesentlicher Teil dieser den Frauen oktroyierten Moral auch die heftige Ablehnung der Prostitution gerade durch die Frauen. Selbst emanzipierten Frauen ist heute noch nicht klar, wessen Lied sie singen, wenn sie sich dem überkommenen moralischen Diktat unterwerfen. Dabei ist es allein die
Freiheit, die hier bestimmen kann, gepaart mit der
Verantwortung, das Versprochene zu halten. Die Wiederentdeckung der belebenden
Kraft der Göttin und ihre Verehrung durch das Erlebnis der damit in die Welt gebrachten
Lust und Liebe im
leiblichen Gebet und der
Vereinigung befreit die Menschen von der Beherrschung, die allein fremden Zwecken dienen soll. Die Zurückgewinnung des Sakralakts als Akt der heiligen Hochzeit lässt in jedem Menschen das Licht der Göttin wieder leuchten. Das geschieht im
Tempel, an den der Göttin geweihten Orten und zu den
ihr geweihten Zeiten. Im Übrigen aber verehrt jeder die Göttinnen in seinem
zivilen Leben durch
Treue und
Verlässlichkeit, was nichts anderes bedeutet, als das Versprochene zu halten. Das herrliche Licht der Göttin aber strahlt soweit, dass es selbst die Prostitution heiligen würde, würde es bei den sakralen Handlungen darum gehen. Tatsächlich aber bezeichnet Prostitution den unfreien Gebrauch der eigenen
Geschlechtlichkeit, sei es wegen der Macht des Geldes oder wegen Drohung und Gewalt, diese aber zieht die göttliche Lust und Liebe, die alles nur ermöglicht, durch den übelsten Schmutz und die Göttinnen werden sich rächen.