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Samstag, 13. November 2010

Matriarchat

Die Menschen lebten während der letzten zehntausend Jahre weitaus länger in einer matriarchalen als in einer patriarchalen Ordnung. Dabei wird unter Matriarchat zumeist eine gesellschaftliche Ordnung unter Vorherrschaft der Frauen verstanden, wobei die Begriffsbildung in Abgrenzung zum Patriarchat als der entsprechenden Vorherrschaft der Männer vorgenommen wird. Diese Definition wird aber weder inhaltlich noch historisch der Gesellschaftsform, die gemeinhin mit Matriarchat gekennzeichnet wird, gerecht. Denn eine dem bis in unsere Zeiten überkommenen Patriarchat entsprechende Entartung einer Vorherrschaft der Frauen hat es nie gegeben. Während das Patriarchat zu einer weitgehenden Entrechtung der Frauen sowie ihrer Instrumentalisierung und vollständigen Unterwerfung im Hinblick auf die männlichen Bedürfnissen, hier vor allem bei der Fortpflanzung, geführt hat (Phallokratie), hat es mit großer Sicherheit solche Herrschaftsstrukturen unter dem Matriarchat nicht gegeben, weswegen vielfach die entsprechende Gesellschaftsformen in bewusster Abmilderung auch nur als matrilinear bezeichnet werden. Nach sich vor allem durch archäologische Funde, aber auch neuerer Quellenexegese verdichtenden Forschungen hat sich die heute auf der Erde in nahezu allen Kulturen noch vorherrschende Form des Patriarchats erst seit etwa dreitausend Jahren entwickelt, einhergehend mit der Verschriftlichung der Welt und oft unter gleichzeitiger Herausbildung eines patriarchalen monotheistischen Glaubens. Diese enge Verknüpfung zwischen Verschriftlichung und Patriarchat hat lange Zeit zu einer Negierung des historischen Matriarchats geführt, da es naturgemäß hierfür an schriftlichen Quellen fehlte. Die Vorläufer moderner Schriftlichkeit, wie etwa auf Tontafeln, wie auch die immer tiefer in die Neusteinzeit vorstoßende Archäologie und schließlich die auffälligen Funde von bis zu etwa 200 Figuretten weiblicher Fruchtbarkeitsdarstellung zurückreichend bis zu Beginn der jüngeren Altsteinzeit (also vor 40.000 Jahren, als der homo sapiens etwa Europa betrat) belegen eine kontinuierliche Vorstellung von göttlicher Weiblichkeit über Zehntausende von Jahren. Dies war anders als die personale Vorherrschaft des Mannes im Patriarchat nicht mit einer besonderer Stellung der Frau dem Mann gegenüber verbunden, sondern wies der Frau nur ihre Gebäreigenschaft zu, in der ein Wirken der göttlichen Macht und Kraft gesehen wurde. Kenntnisse hierüber lassen sich nur für die Zeit ab Verbreitung der Landwirtschaft in der Neusteinzeit rekonstruieren (etwa ab 10.000 v.Chr.), als mit dem Beginn der Sesshaftigkeit der Menschen erste Siedlungen begründetet wurden. Die Menschen lebten in Gruppen zusammen, die sich nach der Abstammung von Müttern definierten, die Vaterschaft war noch unbekannt. Der Sexualtrieb ließ Männer anderer Gruppen sich zu Frauen gesellen, ohne aber deswegen ihre eigene Gruppe verlassen zu müssen. Die Schwangerschaft wurde als Ergebnis göttlicher Kräfte und der Seelenwanderung verstanden, wobei die Seelen Verstorbener sich im Leib der Mutter einnisteten. Die  sexuelle Anziehung des weiblichen Körpers und seiner besonderen Sexualmerkmale, wie sie in vielen tausenden Statuetten dargestellt sind, wurde als göttliche Kraft verstanden, zumal sie die Beteiligen in höchste Glückseligkeit zu versetzen verstand. Erst mit der Entdeckung der Vaterschaft wurde auch in den Vorstellungen der neolithischen Menschen die Männer in den Akt des Entstehens neuen Lebens aktiv einbezogen, beschränkt indessen auf die Vorstellung, dass der Mann durch den Geschlechtsakt den Leib der Frau für den Eintritt der göttlichen Kraft und damit der wieder zu gebärenden Seelen bereitete. Die Entdeckung der Vaterschaft war kein biologisch bedingter Vorgang, sondern das Ergebnis einer kulturellen Leistung, in der die Männer die natürlichen Beziehungen zur jeweiligen Mutter auch auf die beteiligten Kinder übertrugen. Männer wie Frauen erfuhren die Sexualität als unmittelbares Erlebnis des Göttlichen und der Kräfte, die auch alles Werden in der Natur bestimmten. Hieraus entstanden Mythen und frühe Verehrung der Muttergottheiten, die gleichzeitig Geschlechtspartnerinnen waren. Alle uns bekannten frühen Göttinnen hatten dort ihre Quellen. Im Orgasmus traf man auf die Göttin. Der Leib der Frau diente dem Mann als Brücke zum Göttlichen, wie der Frau selbst als göttlicher Hafen. Die Tempel der Göttinnen waren Orte der göttlichen Lust und Liebe, ihre Priesterinnen und Dienerinnen, wie auch Priester und Diener empfingen dort die Gläubigen auch zu rituellen Geschlechtsakten, die zur Vereinigung mit der göttlichen Lebenskraft führten. Das Leben wurde als ein Kreislauf verstanden, in dem sich Werden und Vergehen abwechselten, so wie es der Mensch in der Natur erlebte, wo jedem Entstehen und Wachsen (Werden) ein Vergehen und der Tod folgte, etwa dargestellt am Lauf der Jahreszeiten. Entsprechend verhielten sich Menschen und Götter. Die Göttinnen gebärten danach die Götter, die sie wiederum in heiliger Hochzeit befruchteten, bevor sie starben, um mit dem Wiedererwachen der Natur auch wieder neu geboren zu werden und so fort. Die Göttinnen sind als göttliche Kraft unsterblich, ihre Früchte indessen kommen und gehen, auch die (männlichen) Götter. Der Mensch kann sich nur in diesem Kreislauf einbinden und sich ihm fügen und findet so sein Glück bei den Göttern im Rausch. So bewahrten die Menschen über Jahrzehnttausende die Kraft der Göttin, mit der sie einst die Welt befruchtete, um sie zu beleben. Ihr Wirken erlebten die Menschen unmittelbar, da sie mit ihrem Leben selbst der Natur nach eng verbunden waren. Wenn das Heiligtum das Matriarchat preist, ist diese Unmittelbarkeit zur Göttin gemeint, die es wiederzugewinnen gilt.

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