Mit Erleuchtung
wird eine inhaltliche, also positive Erkenntnis durch Offenbarung verstanden.
Dabei steht Offenbarung in einem Gegensatz zum verstandesmäßigen Ableiten einer
Erkenntnis vor allem mittels logischer und vergleichbarer
erkenntnistheoretischer Gesetzmäßigkeiten (wie Kausalität, dem Satz vom Grunde
und vom Widerspruch, Ort und Zeit). Die Vorstellung einer erleuchtenden
Offenbarung geht von einem positiven Wahrheitsbegriff
aus und befindet sich damit im Widerspruch zu der Grundlage aller menschlichen
Erkenntnis, diese nur durch Irrtum
(Falsifikation) gewinnen zu können, wobei die Wahrheit allein einen negativen
Inhalt (das etwas nicht geht) vermittelt. Der Wahrheit selbst ist ihre unmittelbare
Gültigkeit immanent. Sie ist zwar ins menschliche Bewusstsein
gelegt (hierauf beruht das Realitätsgefühl), der Mensch hat von ihr aber nur
eine inhaltsleere Vorstellung, die auch als bloße Idee von einer Wahrheit
umschrieben werden kann. Im Rahmen der Falsifikation entfaltet sie ihre
unmittelbare Wirkungskraft (in der Erkenntnis des Irrtums). Mit einem positiven
Inhalt ist sie nur als erleuchtende Offenbarung denkbar, das heißt mit einer
inhaltlichen positiven Aussage (im Sinne eines Seins als seienden
Zustand) würde ihre unmittelbare Geltungskraft eine allgemeingültige und nicht
widerlegbare Wahrnehmung vermitteln. Diese Art der Erkenntnis wird daher auch
vorwiegend in Bereichen postuliert, in denen die wissenschaftlichen, durch
Falsifikation geprägten Erkenntnismethoden eine bestimmte Aussage nicht (im
Sinne wissenschaftlicher Thesenbildung) belegen können, wie vor allem bei
religiösen oder sonstigen weltanschaulichen Aussagen, wie generell bei
metaphysischen Spekulationen. Auf Offenbarung berufen sich daher die klassischen
Religionen, wie Juden, Christen und Muslime (in deren heiligen Bücher die
Offenbarungen nach deren Glauben niederlegt sein sollen), aber nicht weniger viele
moderne, selbst atheistische Weltanschauungen. Allen ist die idealistische
Vorstellung gemein, dass Informationen die Form von allgemeingültigen Aussagen einnehmen
können, wofür der wissenschaftliche Materialismus des Marxismus ein Beispiel gibt,
einen Vorgang den man zurecht als Anmaßung
von Göttlichkeit geißelt, weil die abstrakte Aussage einem Sein gleicherachtet
wird. Hierin liegt aber im Ergebnis nur eine Instrumentalisierung der Vorstellung
einer Erkenntnis durch Erleuchtung, die deren Kern als subjektives einzelnes
Erlebnis nicht gerecht wird. Denn der eigentliche Akt einer erleuchtenden
Offenbarung besteht in der höchstpersönlichen individuellen Erfahrung der
Wahrheit, aus der die von ihr Betroffenen im Folgenden zumeist ihre sie motivierende Sprengkraft
erhalten. Das heißt die Verallgemeinerung
folgt erst aus der Instrumentalisierung. Mit anderen Worten kann man diesen Vorgang einer Erleuchtung auch als
individuelle Wahrnehmung einer allgemeinen Gültigkeit umschreiben, bei der der
Einzelne auf etwas real existierendes Allgemeines trifft. Das einzige real existierende
Allgemeine, dessen der Mensch in eigener Wahrnehmung teilhaftig werden kann,
ist die Eigenschaft seines
Lebens als Teil eines allgemeinen die Welt belebenden
Vorgangs, also Teil der allgemeinen
Lebenskraft und damit nach Auffassung des Heiligtums der Kraft der
Göttin zu sein. Diese Teilhaftigkeit kann er intellektuell weder herleiten noch ergründen,
sondern nur (im Sinne einer Erkenntnis) wahrnehmen, wie sie den eigentlichen Inhalt des Bewusstseins als
Bewusstsein seiner Selbst und der das Selbst belebenden Prozesse, des Werdens, bildet.
Hierauf gründet auch das Realitätsgefühl und die Vorstellung von einer Gegenwart
und damit von Zeit. Das heißt Gegenstand dieser unmittelbaren gültigen und
absoluten Erkenntnis ist allein das Leben, weswegen man es in dieser Funktion
auch mit einer Seele gleichsetzen kann, anders als nach dem herrschenden dualistischen
Leib-Seele-Begriff. Das Leben nimmt der Mensch durch seine Gefühle wahr, wie es ihn die Liebe
mit ihrer Leben begründenden Bindungskraft, die Lust als Freude
am Werden und der Vorstellung eines Glückes, als den
bewusst geworden Grund des Lebens, begreifen lassen. Hieraus folgt auch die
besondere Bedeutung des Geschlechtlichen
in diesem Zusammenhang, um die Unmittelbarkeit des Lebens zu erfahren. Wir sehen im Heiligtum
in der belebenden Kraft eine Wirkung der göttlichen
Potenz des Seins, als allgemeine Energie, die
das Bewusstsein begreifbar macht. Sie enthüllt sich dem Menschen in allen
Lebensformen und Lebensweisen als Schönheit
des Lebens (die Liebe, Lust und Glück erfassbar machen). Die Schönheit ist der
Plan der Göttin zur allgemeinen Belebung der Welt. Schönheit ist weder
ergründbar noch kausal herzuleiten. Schönheit offenbart sich entweder oder sie
wird nicht wahrgenommen. Daher ist die Schönheit die einzige Qualität des
Lebens die nur durch erleuchtende Offenbarung erfahren werden kann. Denn sie
spiegelt in ihrer Leiblichkeit
nicht mehr und nicht weniger als den Leib unserer Göttin. Durch Erleuchtung vermittelte Wahrnehmungen entziehen sich daher auch dem Wissen, sie sind gewissermaßen wissenslos. Denn Wissen verschafft dem Bewusstsein nur die Möglichkeit, (eigentliche) Erkenntnisse beliebig verfügbar zumachen. Gegenstände der Erleuchtung aber können mit den Mitteln der Wissens und in seiner virtuellen Form der Wissenschaft nicht begreifbar gemacht werden und entziehen sich daher auch deren Logik, gleichwohl erfolgende Versuche, wie in weiten Bereichen Theologie, bleiben notwendig dem virtuellen Bereich aller kultureller Erscheinungen nur verhaftet, können aber nie zum Kern der Offenbarung führen.
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